Traumatherapie Methoden
In der Traumatherapie stehen uns verschiedene Methoden und Techniken zur Verfügung. Welche davon zum Einsatz kommen, hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen ab. Im Folgenden werden diese fünf Methoden detaillierter beschrieben: Ego-State-Therapie, Imaginationsübungen, Trauma-Integration mit TRIMB, Somatische Emotionale Integration® sowie EMDR.
Ego-State Traumatherapie
Die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen, unter dem Begriff „Ego-State-Therapie“ oder „Teilearbeit“ bekannt, ist ein therapeutischer Ansatz, der sich mit den vielfältigen Aspekten oder „Teilen“ der Persönlichkeit befasst. Die Idee ist, dass jeder Mensch aus verschiedenen Ego-States oder „Ich-Zuständen“ besteht, die jeweils unterschiedliche Wünsche, Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle haben können.
Im Ego-State-Modell wird davon ausgegangen, dass die menschliche Psyche nicht eine einzige unveränderliche Struktur, sondern extrem vielschichtig ist. In verschiedenen Situationen und Kontexten können unterschiedliche Ego-States aktiviert werden. Unterschiedliche Seiten, Ich-Zustände oder Anteile machen das Leben spannend und unvorhersehbar, manchmal kommt es aber auch zu Konflikten. Durch die Arbeit mit den einzelnen Teilen kann ein Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen entwickelt und damit das psychische Wohlgefühl verbessert werden.
Techniken
Die therapeutische Arbeit mit Ego-States kann verschiedene Techniken umfassen, wie z. B.:
- Identifikation der verschiedenen Ego-States
- Kommunikation zwischen den Ego-States fördern
- Ressourcenorientierte Arbeit mit einzelnen Ego-States
- Integration und Harmonisierung der Ego-States
Ego-States treten sehr unterschiedlich auf und haben unterschiedliche Charakteristika. Sie sind ebenso individuell wie die Menschen, zu denen sie gehören. Häufig lassen sich jedoch ressourcenreiche Ego-States (z. B. innere Helfer/Helferinnen, innere Beobachter/Beobachterinnen) und auch verletzte oder destruktiv wirkende Ego-States (innere Kritiker/Kritikerin, selbstverletzende/aggressive Anteile) im Prozess ausfindig machen.
Der Ego-State Ansatz oder Teile-Arbeit kann in vielen Bereichen eingesetzt werden, z. B. bei der Behandlung von Angststörungen, Depressionen und Persönlichkeitsstörungen.
Imaginationsübungen als Traumatherapie Methode
Imaginationen und die heilende Kraft von Bildern spielen in vielen therapeutischen Ansätzen eine bedeutende Rolle. Zum Beispiel in der Analytischen Psychologie von C. G. Jung, der Kunsttherapie und auch in der Traumatherapie. Imaginationen beziehen sich auf die Fähigkeit des Geistes, lebhafte mentale Bilder, Szenarien oder Vorstellungen zu erschaffen. Diese können realistisch oder fantastisch sein und haben therapeutische Effekte.
In der Traumatherapie arbeiten wir mit Imaginationen, um innere Prozesse zu visualisieren und zu bearbeiten, indem ein Mensch ermutigt wird, mentale Bilder oder Szenarien zu erzeugen, die dabei helfen können, Emotionen, Gedanken und Erinnerungen besser zu verstehen und zu integrieren. Mentalen Vorstellungen unterstützen so die Heilung und den Genesungsprozess.
Imaginationsübungen wie die Screen- und Containment-Techniken sind kreativtherapeutische Ansätze, die oft in der Traumatherapie zum Einsatz kommen. Sie dienen dazu, um Ressourcen zu aktivieren, Distanz zu schaffen und Menschen dabei zu helfen, ihre Traumata auf sichere und kontrollierte Weise zu verarbeiten. Beide Techniken können bei der Behandlung von Traumata zum Einsatz kommen, bei denen intensive Emotionen oder Erinnerungen eine Rolle spielen.
Screen-Technik
In der Screen-Technik werde ich Sie angeleiten, eine Art mentalen „Bildschirm“ vor sich zu sehen, auf dem verschiedene Szenen, Personen oder Symbole erscheinen können. Diese visualisierten Elemente repräsentieren oft bestimmte Emotionen oder Erinnerungen, die dann in einem sicheren Rahmen analysiert, verändert oder neu geordnet werden können. Die Screen-Technik kann helfen, einen „sicheren Abstand“ zu schaffen und ermöglicht es, schwierige oder schmerzhafte Inhalte zu erforschen, ohne sie direkt „erleben“ zu müssen.
Containment-Technik
Die Containment-Technik wird verwendet, um schwierige oder belastende Emotionen und Erinnerungen kurzfristig zwischen zu parkend, sodass sie Ihren Alltag nicht übermäßig beeinträchtigen. Im Imaginationsprozess wird ein Behältnis (z. B. Kiste, Schließfach, U-Boot) visualisiert, in dem belastende Elemente „gelagert“ werden können. Dies gibt Trauma-Betroffenen die Kontrolle zurück und erleichtert das Management schwieriger Emotionen. Eine bekannte Übung ist die Visualisierung eines Tresors. Bei der Tresor-Übung werden Sie angeleitet, negative Erinnerungen in einem verschließbarem Tresor zu lagern und aufzubewahren, bis Sie Kraft und Zeit genug haben, sich darum zu kümmern.
TRIMB Traumatherapie Methode
Die Traumatherapie Methode TRIMB (Trauma Recapitulation with Imagination, Motion and Breath) wurde von den deutschen Psychotherapeutinnen Ingrid Olbricht und Ellen Spangenberg entwickelt. Als sanfte Methode der Traumabearbeitung ist TRIMB gut geeignet für komplex traumatisierte Menschen, die für eine klassische Konfrontationstechnik (wie EMDR) nicht stabil genug sind.
Damit schließt die Prozess-Methode eine wichtige Lücke in der Traumatherapie, da sie bereits in der Stabilisierungsphase eingesetzt werden kann. Durch gezielte Bewegungen und die Einbindung der Sinne trägt die Methode dazu bei, belastende Symptome zu reduzieren und Heilung zu fördern. Mit der Kombination der Elemente Imagination, Bewegung und Atmung, kann eine besonders behutsame Traumabearbeitung und -integration erreicht werden.
TRIMB kann jedoch auch in anderen therapeutischen Kontexten eingesetzt werden, z.B. um destruktive Bindungen/energieraubende Verstrickungen in Beziehungen zu lockern und ermöglicht zu jedem Zeitpunkt eine individuelle Anpassung an Ihre Bedürfnisse.
Somatische Emotionale Integration®
Die Somatische Emotionale Integration – SEI® nach Dami Charf ist eine Traumatheraphie Methode, bei der der Körper im Mittelpunkt steht. Emotionen haben den Ursprung in unserem Körper und dieser ist ein Spiegelbild der Erfahrungen und des Denkens. SEI® nutzt Bewegung, Atmung und Achtsamkeit, um festgefahrene Emotionen zu befreien und blockierte Energie freizusetzen. Es ist eine Methode, die auf die Integration von Körperarbeit und emotionaler Verarbeitung abzielt, um Menschen auf ihrem Weg zur Traumaheilung zu unterstützen.
Wie funktioniert SEI®?
- Körperwahrnehmung: SEI® beginnt oft mit Körperwahrnehmungsübungen. Menschen lernen, auf ihre körperlichen Empfindungen und Spannungen zu achten, da der Körper traumatische Erinnerungen speichert.
- Bewegung und Ausdruck: SEI® integriert körperliche Bewegung und Ausdruck, um festgefahrene Emotionen freizusetzen. Die Idee ist, dass der Körper die Möglichkeit erhält, die gespeicherten Emotionen auf körperlicher Ebene auszudrücken. Sie werden ermutigt, ihre Emotionen bewusst zu erleben und durch Ausdruck zu teilen.
- Gespräch und Reflexion: SEI® beinhaltet auch Gespräche und Reflexion, um die Verbindung zwischen den körperlichen Empfindungen und den emotionalen Erfahrungen herzustellen. Dies unterstützt die Integration und Verarbeitung.
EMDR Traumatherapie Methode
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist eine Form der Psychotherapie, die ursprünglich entwickelt wurde, um Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zu helfen. Diese Methode wurde von Francine Shapiro in den späten 1980er-Jahren entwickelt und hat seitdem Anwendung in einer Vielzahl von therapeutischen Kontexten gefunden, einschließlich der Behandlung von Angststörungen, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen.
Bei der EMDR Traumatherapie Methode arbeitet der Therapeut mit dem Patienten daran, bestimmte traumatische oder belastende Erinnerungen zu identifizieren. Der Patient wird angeleitet, sich auf diese Erinnerung zu konzentrieren, während er gleichzeitig schnelle, rhythmische Augenbewegungen ausführt. Dies wird normalerweise erreicht, indem der Patient den Fingerspitzenbewegungen des Therapeuten mit den Augen folgt. Die Methode hilft dabei, belastende Erinnerungen neu zu verarbeiten und in einen gesünderen Kontext zu stellen. Dabei werden nicht nur die Erinnerungen selbst, sondern auch die damit verbundenen negativen Emotionen und Körperempfindungen bearbeitet.
Erfolgsaussichten von Traumatherapie Methoden
Die Erfolgsaussichten der Traumatherapie Methoden hängt von unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. Dazu gehören unter anderem die Intensität des Traumas, wie lange das Ereignis zurückliegt, die emotionale Stabilität des Betroffenen und wie sehr sich jemand auf eine Therapie einlassen kann. Nicht jede Methode ist für Sie geeignet, daher ist es wichtig in einem ersten Gespräch gemeinsam herauszufinden, welche Traumatherapie Methode in Ihrem Fall die meisten Erfolgsaussichten verspricht. Eine große Rolle spielt auch unser Vertrauensverhältnis.
In vielen Fällen können Sie bereits nach dem ersten Gespräch eine Entlastung des psychischen Drucks erleben. Wichtig ist, zu beachten, dass Traumatherapie oft keine vollständige „Heilung“ im herkömmliche Sinne bedeutet, insbesondere bei komplexen Traumata. Stattdessen zielt sie darauf ab, die Symptome zu lindern, Ihre Lebensqualität zu verbessern und Ihnen die Hilfsmittel und Werkzeuge zur Bewältigung traumatischer Erfahrungen zu geben. Es ist jedoch auch wichtig, sich – unabhängig von der gewählten Methode zur Traumatherapie -ausreichend Zeit zur Heilung zu geben.