Traumatherapie Methoden

In der Traumatherapie stehen uns verschiedene Methoden und Techniken zur Verfügung. Welche davon zum Einsatz kommen, hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen ab. Im Folgenden werden diese fünf Methoden detaillierter beschrieben: Ego-State-Therapie, Imaginationsübungen, Trauma-Integration mit TRIMBSomatische Emotionale Integration® sowie EMDR.

Ego-State Traumatherapie

Traumatherapie MethodenDie Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen, unter dem Begriff „Ego-State-Therapie“ oder „Teilearbeit“ bekannt, ist ein therapeutischer Ansatz, der sich mit den vielfältigen Aspekten oder „Teilen“ der Persönlichkeit befasst. Die Idee ist, dass jeder Mensch aus verschiedenen Ego-States oder „Ich-Zuständen“ besteht, die jeweils unterschiedliche Wünsche, Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle haben können.

Im Ego-State-Modell wird davon ausgegangen, dass die menschliche Psyche nicht eine einzige unveränderliche Struktur, sondern extrem vielschichtig ist. In verschiedenen Situationen und Kontexten können unterschiedliche Ego-States aktiviert werden. Unterschiedliche Seiten, Ich-Zustände oder Anteile machen das Leben spannend und unvorhersehbar, manchmal kommt es aber auch zu Konflikten. Durch die Arbeit mit den einzelnen Teilen kann ein Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen entwickelt und damit das psychische Wohlgefühl verbessert werden.

Techniken

Die therapeutische Arbeit mit Ego-States kann verschiedene Techniken umfassen, wie z. B.:

  • Identifikation der verschiedenen Ego-States
  • Kommunikation zwischen den Ego-States fördern
  • Ressourcenorientierte Arbeit mit einzelnen Ego-States
  • Integration und Harmonisierung der Ego-States

Ego-States treten sehr unterschiedlich auf und haben unterschiedliche Charakteristika. Sie sind ebenso individuell wie die Menschen, zu denen sie gehören. Häufig lassen sich jedoch ressourcenreiche Ego-States (z. B. innere Helfer/Helferinnen, innere Beobachter/Beobachterinnen) und auch verletzte oder destruktiv wirkende Ego-States (innere Kritiker/Kritikerin, selbstverletzende/aggressive Anteile) im Prozess ausfindig machen.

Der Ego-State Ansatz oder Teile-Arbeit kann in vielen Bereichen eingesetzt werden, z. B. bei der Behandlung von Angststörungen, Depressionen und Persönlichkeitsstörungen.

Imaginationsübungen als Traumatherapie Methode

Imaginationen und die heilende Kraft von Bildern spielen in vielen therapeutischen Ansätzen eine bedeutende Rolle. Zum Beispiel in der Analytischen Psychologie von C. G. Jung, der Kunsttherapie und auch in der Traumatherapie. Imaginationen beziehen sich auf die Fähigkeit des Geistes, lebhafte mentale Bilder, Szenarien oder Vorstellungen zu erschaffen. Diese können realistisch oder fantastisch sein und haben therapeutische Effekte.

In der Traumatherapie arbeiten wir mit Imaginationen, um innere Prozesse zu visualisieren und zu bearbeiten, indem ein Mensch ermutigt wird, mentale Bilder oder Szenarien zu erzeugen, die dabei helfen können, Emotionen, Gedanken und Erinnerungen besser zu verstehen und zu integrieren. Mentalen Vorstellungen unterstützen so die Heilung und den Genesungsprozess.

Imaginationsübungen wie die Screen- und Containment-Techniken sind kreativtherapeutische Ansätze, die oft in der Traumatherapie zum Einsatz kommen. Sie dienen dazu, um Ressourcen zu aktivieren, Distanz zu schaffen und Menschen dabei zu helfen, ihre Traumata auf sichere und kontrollierte Weise zu verarbeiten. Beide Techniken können bei der Behandlung von Traumata zum Einsatz kommen, bei denen intensive Emotionen oder Erinnerungen eine Rolle spielen.

Screen-Technik

In der Screen-Technik werde ich Sie angeleiten, eine Art mentalen „Bildschirm“ vor sich zu sehen, auf dem verschiedene Szenen, Personen oder Symbole erscheinen können. Diese visualisierten Elemente repräsentieren oft bestimmte Emotionen oder Erinnerungen, die dann in einem sicheren Rahmen analysiert, verändert oder neu geordnet werden können. Die Screen-Technik kann helfen, einen „sicheren Abstand“ zu schaffen und ermöglicht es, schwierige oder schmerzhafte Inhalte zu erforschen, ohne sie direkt „erleben“ zu müssen.

Containment-Technik

Die Containment-Technik wird verwendet, um schwierige oder belastende Emotionen und Erinnerungen kurzfristig zwischen zu parkend, sodass sie Ihren Alltag nicht übermäßig beeinträchtigen. Im Imaginationsprozess wird ein Behältnis (z. B. Kiste, Schließfach, U-Boot) visualisiert, in dem belastende Elemente „gelagert“ werden können. Dies gibt Trauma-Betroffenen die Kontrolle zurück und erleichtert das Management schwieriger Emotionen. Eine bekannte Übung ist die Visualisierung eines Tresors. Bei der Tresor-Übung werden Sie angeleitet, negative Erinnerungen in einem verschließbarem Tresor zu lagern und aufzubewahren, bis Sie Kraft und Zeit genug haben, sich darum zu kümmern.

TRIMB Traumatherapie Methode

Die Traumatherapie Methode TRIMB (Trauma Recapitulation with Imagination, Motion and Breath) wurde von den deutschen Psychotherapeutinnen Ingrid Olbricht und Ellen Spangenberg entwickelt. Als sanfte Methode der Traumabearbeitung ist TRIMB gut geeignet für komplex traumatisierte Menschen, die für eine klassische Konfrontationstechnik (wie EMDR) nicht stabil genug sind.

Damit schließt die Prozess-Methode eine wichtige Lücke in der Traumatherapie, da sie bereits in der Stabilisierungsphase eingesetzt werden kann. Durch gezielte Bewegungen und die Einbindung der Sinne trägt die Methode dazu bei, belastende Symptome zu reduzieren und Heilung zu fördern. Mit der Kombination der Elemente Imagination, Bewegung und Atmung, kann eine besonders behutsame Traumabearbeitung und -integration erreicht werden.

TRIMB kann jedoch auch in anderen therapeutischen Kontexten eingesetzt werden, z.B. um destruktive Bindungen/energieraubende Verstrickungen in Beziehungen zu lockern und ermöglicht zu jedem Zeitpunkt eine individuelle Anpassung an Ihre Bedürfnisse.

Somatische Emotionale Integration®

Die Somatische Emotionale Integration – SEI® nach Dami Charf ist eine Traumatheraphie Methode, bei der der Körper im Mittelpunkt steht. Emotionen haben den Ursprung in unserem Körper und dieser ist ein Spiegelbild der Erfahrungen und des Denkens. SEI® nutzt Bewegung, Atmung und Achtsamkeit, um festgefahrene Emotionen zu befreien und blockierte Energie freizusetzen. Es ist eine Methode, die auf die Integration von Körperarbeit und emotionaler Verarbeitung abzielt, um Menschen auf ihrem Weg zur Traumaheilung zu unterstützen.

Wie funktioniert SEI®?

  • Körperwahrnehmung: SEI® beginnt oft mit Körperwahrnehmungsübungen. Menschen lernen, auf ihre körperlichen Empfindungen und Spannungen zu achten, da der Körper traumatische Erinnerungen speichert.
  • Bewegung und Ausdruck: SEI® integriert körperliche Bewegung und Ausdruck, um festgefahrene Emotionen freizusetzen. Die Idee ist, dass der Körper die Möglichkeit erhält, die gespeicherten Emotionen auf körperlicher Ebene auszudrücken. Sie werden ermutigt, ihre Emotionen bewusst zu erleben und durch Ausdruck zu teilen.
  • Gespräch und Reflexion: SEI® beinhaltet auch Gespräche und Reflexion, um die Verbindung zwischen den körperlichen Empfindungen und den emotionalen Erfahrungen herzustellen. Dies unterstützt die Integration und Verarbeitung.

EMDR Traumatherapie Methode

Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist eine Form der Psychotherapie, die ursprünglich entwickelt wurde, um Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zu helfen. Diese Methode wurde von Francine Shapiro in den späten 1980er-Jahren entwickelt und hat seitdem Anwendung in einer Vielzahl von therapeutischen Kontexten gefunden, einschließlich der Behandlung von Angststörungen, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. 

Bei der EMDR Traumatherapie Methode arbeitet der Therapeut mit dem Patienten daran, bestimmte traumatische oder belastende Erinnerungen zu identifizieren. Der Patient wird angeleitet, sich auf diese Erinnerung zu konzentrieren, während er gleichzeitig schnelle, rhythmische Augenbewegungen ausführt. Dies wird normalerweise erreicht, indem der Patient den Fingerspitzenbewegungen des Therapeuten mit den Augen folgt. Die Methode hilft dabei, belastende Erinnerungen neu zu verarbeiten und in einen gesünderen Kontext zu stellen. Dabei werden nicht nur die Erinnerungen selbst, sondern auch die damit verbundenen negativen Emotionen und Körperempfindungen bearbeitet.

Erfolgsaussichten von Traumatherapie Methoden

Die Erfolgsaussichten der Traumatherapie Methoden hängt von unterschiedlichen Einflussfaktoren ab. Dazu gehören unter anderem die Intensität des Traumas, wie lange das Ereignis zurückliegt, die emotionale Stabilität des Betroffenen und wie sehr sich jemand auf eine Therapie einlassen kann. Nicht jede Methode ist für Sie geeignet, daher ist es wichtig in einem ersten Gespräch gemeinsam herauszufinden, welche Traumatherapie Methode in Ihrem Fall die meisten Erfolgsaussichten verspricht. Eine große Rolle spielt auch unser Vertrauensverhältnis.

In vielen Fällen können Sie bereits nach dem ersten Gespräch eine Entlastung des psychischen Drucks erleben. Wichtig ist, zu beachten, dass Traumatherapie oft keine vollständige „Heilung“ im herkömmliche Sinne bedeutet, insbesondere bei komplexen Traumata. Stattdessen zielt sie darauf ab, die Symptome zu lindern, Ihre Lebensqualität zu verbessern und Ihnen die Hilfsmittel und Werkzeuge zur Bewältigung traumatischer Erfahrungen zu geben. Es ist jedoch auch wichtig, sich – unabhängig von der gewählten Methode zur Traumatherapie -ausreichend Zeit zur Heilung zu geben.

EMDR

Carola Pengel - Traumatherapie Hannover - Methoden

EMDR ist in der Behandlung einer posttraumatischen Belastungsstörung und anderen Traumafolgestörungen wirksam. Mittlerweile findet die Methode aber auch bei Angststörungen, Phobien, Depressionen, Schmerzzuständen, substanzgebundenen Süchten (besonders im Zusammenhang mit einer Traumafolgestörung) Anwendung und die Indikation weitet sich immer mehr aus…..

Homöopathie, Schulmedizin und die Frage der wissenschaftlichen Anerkennung

Homöopathisch zu arbeiten, bedeutet für mich keinesfalls, schulmedizinische Verfahren pauschal abzulehnen. Notwendige Medikamente werden nicht abgesetzt, anderweitig erforderliche Maßnahmen werden nicht verzögert, schulmedizinische Untersuchungsergebnisse und Laborwerte helfen mir sogar zur klinischen Orientierung und als Verlaufsparameter. Einziger Maßstab einer Behandlung darf hier das Wohl eines Menschen sein.

Eine Erklärung des Wirkmechanismus der Homöopathie ist derzeit nicht bekannt.

George Vithoulkas (Homöopath und Träger des alternativen Nobelpreises) hat einmal gesagt: „… hätten die Wissenschaftler, die die Elektrizität entdeckten, darauf bestanden, dieses Phänomen vor seinem Einsatz erst erklären zu können, dann stünden wir höchstwahrscheinlich heute noch im Dunklen.“

Es liegen inzwischen einige hochinteressante Studien und Forschungsprojekte zur Homöopathie vor, die ihre Wirksamkeit nicht nur auf Placebo-Wirkungen reduzieren.
Wenn Sie sich umfassend über den Stand der Homöopathie-Forschung informieren wollen, weise ich auf folgende Websites hin:

https://www.vkhd.de/therapeuten/homoeopathie-forschung
https://www.dzvhae.de/homoeopathie/forschung
https://www.carstens-stiftung.de/homoeopathie.html
http://www.wisshom.de
http://www.informationen-zur-homoeopathie.de
https://www.arscurandi.de/forschung-homoeopathie/grundlegende-einfuehrung/
https://www.hri-research.org/de/informationsquellen/homeopathy-faqs/
https://www.vithoulkas.com/research/scientific-papers

Ego-State-Therapie

Ego-State-Therapie ist eine psychotherapeutische Methode, die von einer inneren Vielfalt ausgeht und gut mit anderen Ansätzen kombiniert werden kann.

Der Psychoanalytiker Paul Federn hat den Begriff „Ego State“ eingeführt, da Freuds Konzept der seelischen Instanzen – Ich, Es und Über-ich – die Komplexität unser Persönlichkeit nicht ausreichend erfassen konnte.

Helen und John Watkins entwickelten das Persönlichkeitskonzept Ego States = Ich-Zustände ab 1980 dann weiter zu einer eigenständigen Therapieform – der Ego-State-Therapie.

Gerade um die Vielschichtigkeit der menschlichen Persönlichkeit, ihre inneren Widersprüche und Spannungen, aber auch für verletzte Bereiche unserer Seele eine anschauliche Vorstellung zu haben, hat sich das Ego-State-Modell in der Praxis bewährt.

Demnach gibt es kein konsistentes Ich in uns, sondern wir bestehen aus verschiedenen Anteilen, den Ich-Zuständen. Die meisten bilden sich in der Kindheit. Manche Ego-States entstehen als Folge einer Dissoziation, die das Überleben angesichts maximaler Bedrohung ermöglichten. Jeder dieser Ich-Zustände hat eigene Persönlichkeitszüge, Emotionen, Denkweisen und Fähigkeiten.

Wenn wir sagen „ein Teil von mir“ sprechen wir über einen Ego-State. Die verschiedenen Ich-Zustände bereichern unser Leben – aber manchmal sind zwei Ego-States miteinander im Konflikt, dann fühlen wir Ambivalenz und haben Mühe, eine Entscheidung zu treffen. Auch ein unruhiger, verdrängter oder abgespaltener Ich-Zustand erzeugt eher unerwünschte emotionale Reaktionen. Kurz: Probleme entstehen, wenn verschiedene States nicht miteinander in Kontakt sind oder gegeneinander arbeiten, weil sie unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse und Entwicklungsstadien haben.

Gerade traumatisierte Menschen erleben oft große Angst – auch mit dem Gedanken verrückt zu wenden – wenn sie erstmalig ihre autonomen Persönlichkeitsanteile in sich wahrnehmen und ihre Dissoziation realisieren. Jemandem dann zu vermitteln, dass die Existenz von Ego-States eine kreative Strategie ihrer Psyche ist, um belastende Ereignisse überstehen zu können, wirkt oft schon als Entlastung für die Betroffenen und damit als erster Stabilisierungsschritt.

Unter dem Konstrukt „Ego-State“ ist es möglich, direkt mit dem Persönlichkeitsanteil zu arbeiten, dem Veränderung gerade am meisten nützt, z.B. durch Imaginationen oder Aufstellungen. So kann der/die Klient*in Zugang zu bisher nicht zugänglichen Erinnerungen und Gefühlen gewinnen und eine innere Verarbeitung wird möglich.

In der Therapieform geht es also vor allem darum, zu möglichst vielen Anteilen verbindende Kontakte zu knüpfen, um eine intrapsychische Kommunikation herzustellen. Zentrales Anliegen der Ego-State-Arbeit ist, die einzelnen Anteile durch Aufbau einer wertschätzenden Beziehung und ihre Vernetzung miteinander in ein inneres Team zu integrieren. Ein Nebeneinander von widerstrebenden Tendenzen und Meinungen darf sein, Kooperation und innere Demokratie wird angestrebt, da alle Anteile für den Gesamterhalt des Systems wichtig sind. Die hierdurch ermöglichte Zusammenarbeit der inneren Anteile führt langfristig zu einer erfolgreichen Bewältigung von Alltagssituationen.

Anwendungsbereiche der Egostatetherapie sind z.B. Traumafolgestörungen (Posttraumatische Belastungsstörung oder dissoziativen Persönlichkeitsstörungen) und auch Borderline-Persönlichkeitsstörungen.

DAI

Dialogische aktive Imagination (im folgenden DAI genannt) wurde von Gerhard Tiemeyer entwickelt und bedient sich der nicht-direktiven Form der Hypnose und beinhaltet keine Suggestionen durch den Therapeuten/die Therapeutin. Es wird bewusst mit den eigenen inneren Bildern, Gedanken und Selbsterfahrungen gearbeitet.

Die Beschreibung der Methode stammt vom Begründer selbst:

„DAI ist eine Methode, mit Vorstellungen, Imaginationen so zu arbeiten, dass ein Gespräch mit dem Unbewussten möglich wird. Die Methode verbindet Elemente der Hypnose und der gewaltfreien Kommunikation mit tiefenpsychologischen Erfahrungen nach C.G. Jung.“

Dialogische aktive Imagination

» ist autonomiefördernd
» wirkt auf der Ebene der Verhaltensänderung effektiv
» kann eine tiefenpsychologische, persönlichkeitsbildende Erfahrung anstoßen und begleiten
» trainiert achtsames Bewusstsein und eine demokratische, gewaltfreie Haltung mit sich und mit anderen

Hypnosystemische Methoden

Etwa um 1980 entwarf Dr. med. Gunther Schmidt sein hypnosystemisches Integrationsmodell. In diesem verband er das systemisch-konstruktivistische Denken mit den Ressourcen- und lösungsorientierten hypnotherapeutischen Konzepten von Milton Erickson zu einem ganzheitlichen Konzept, das sich in Anlehnung an aktuelle neurophysiologische Forschungsergebnisse kontinuierlich weiterentwickelt.

Nach Schmidt wird alles Erleben durch Aufmerksamkeitsfokussierung erzeugt. Jedes Individuum konstruiert – meist unbewußt – jeden Moment seines Lebens, mit Hilfe seiner fünf Sinne.

Auch ein Problem ist eine selbsterzeugte Realität, die in zwei Teilbereiche aufgespaltet ist. Es braucht einen erlebten IST-Zustand und einen davon abweichenden gewünschten SOLL-Zustand. Probleme sind so als Botschafter von Bedürfnissen zu verstehen. Oft unbewußt, richten wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf ein Problem. Unsere Wahrnehmung ist dann so eingeschränkt, dass wir in eine Art Problemtrance fallen und Lösungen nicht mehr sehen können.

Wesentliches Arbeitsziel ist es, einem Menschen seine unbewußten Ressourcen zugänglich und nutzbar zu machen, damit er/sie umfokussieren kann und aus seiner/ihrer Problemtrance herausfindet. Dabei bietet die Verbindung systemischer Beratungskonzepte mit den kompetenzorientierten Hypnokonzepten neue Wege.

Wie im systemischen Ansatz üblich, findet sowohl das innere System (inneres Team, Episodengedächtnis, eigene Wahrnehmung) als auch das äußere System (Familie,  Freundschaften, Arbeitsbeziehungen) Beachtung. Während die systemische Therapie sich jedoch vor allem auf musterhafte Dynamiken innerhalb von Beziehungssystemen konzentriert, wird hier die Betrachtung durch Einbeziehung der Psyche des betroffenen Individuums erweitert. Individuelle Verhaltensweisen, Reaktionen und Emotionen werden durch intrapsychische Musterdynamiken erklärt, die aus der Hypnotherapie von Erickson stammen.

Auch der Hypnosystemische Ansatz arbeitet mit dem Konstrukt der Persönlichkeitsanteile –  den Ego-States – ähnlich wie Schulz von Thun mit dem „inneren Team“. Menschen werden als multiple Persönlichkeiten mit vielen Ichs verstanden. Ein Teil-Ich kann dann z.B. süchtig sein oder sich depressiv fühlen. Diese Ich-Anteile werden abhängig vom Kontext und einer Bezugsgruppe aktiviert und gelebt. Das impliziert, dass niemals der ganze Mensch süchtig ist oder in einer Depression steckt. Es gibt in ihm/ihr auch andere Seiten, wo er/sie kompetent und kraftvoll ist. Diese Erlebnisnetzwerke des Gehirns sind nur gerade nicht aktiviert.

In die hypnosystemische Betrachtungsweise fließen stets aktuelle Erkenntnisse der Neurobiologie, der Embodiment- und der Resonanz-Forschung ein. Hieraus werden alle Strategien abgeleitet. Da jedes Erleben immer kontextbezogen und autopoietisch erzeugt wird, stellt es eine autonome Leistung dar. Im Fokus der Therapie steht die Aktivierung einer optimalen Selbststeuerung des Klienten/der Klientin und die kontinuierliche Überprüfung der Zieldienlichkeit für seine/ihre Anliegen. Hypnosystemische Interventionen, wie Alltagstrancen im Gespräch, werden genutzt, damit Menschen lernen, wie sie zieldienlichere Kompetenznetzwerke selbstständig aktivieren. So können sie ihre Wahrnehmung eigenständig verändern und ein positiveres Erleben erzeugen. Diese Erfahrung stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und beugt emotionale Abhängigkeiten vom Therapeuten vor.

Dieser Text wurde von mir in eigenen Worten wiedergegeben – die Quelle sind Seminare von Gunther Schmidt und sein Buch „Liebesaffären zwischen Problem und Lösung. Hypnosystemisches Arbeiten in schwierigen Kontexten.“

Systemische Therapie

Die Systemische Therapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren.

Sie hat keinen konkreten Vater oder eine Mutter, vielmehr hat sich die Therapieform aus der Familientherapie der 1950-iger Jahren in den USA entwickelt. Mangelnde Therapieerfolge bei der Behandlung von psychotischen Menschen erlaubte die Erkenntnis, dass in nahezu allen Fällen Familienmitglieder in die Problematik involviert waren. Deshalb weitete man den Blickwinkel in der Therapie auf die Familien aus.

Erstmals stand nicht mehr alleine ein Patient mit seinem Problem isoliert im Mittelpunkt, sondern der Blick wurde auf den größeren Zusammenhang, auf das Ganze, das System, in dem sich der Mensch befindet und in dem das Problem auftrat, betrachtet. Dabei rückten in den Fokus der Aufmerksamkeit die Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen, die wechselseitigen Abhängigkeiten, Beeinflussungen und Interaktionen untereinander.

Der systemische Ansatz löste durch ein neues zirkuläres Verständnis das bisher dominante kausal-lineare Erklärungsmodell ab.

Bedeutend für die Entwicklung der Therapie sind die Annahmen des Konstruktivismus. Aus kontruktivistischer Sicht erschafft sich jedes Individuum seine Realität aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung selbst. Wobei diese Wirklichkeitskonstrukte durch persönliche Filter und Erfahrungen biografisch verschränkt sind. Und auch wenn wir nicht in der Lage sind, die Welt „wirklich“ zu erkennen, weil wir unsere individuelle Wirklichkeit erschaffen, so ermöglicht unser Bewusstsein unser Beobachten zu beobachten (Kybernetik zweiter Ordnung).

Systemisches Denken ist also von Konzepten wie Zirkularität und Selbstorganisation geprägt. Der Mensch wird als ein sich selbst organisierendes System verstanden, eingebettet in das System seiner Umwelt, das er wahrnimmt und von dem er wahrgenommen wird. Wenn sich ein Mensch im System ändert, ändert sich das ganze System.

Ungünstige Kommunikationsmuster oder gestörte Beziehungen innerhalb eines Systems können die Gesundheit einzelner Mitglieder beeinträchtigen. Der Fokus in der Therapie liegt aber nicht so sehr darauf, krankmachende Einflüsse zu finden, denn es wird davon ausgegangen, dass jede Störung auch einen bestimmten Zweck im System erfüllt.

In der Systemischen Therapie wird versucht, systemfördernde Verhaltensweisen, Muster und Bewertungen zu hinterfragen, umzuwandeln und so Lösungsansätze zu entwickeln.

Eigene Perspektiven können reflektiert, erweitert oder verändert werden. Durch zirkuläre Fragen oder auch Aufstellungen (Familienaufstellungen, Struktur-Aufstellungen, Systembrett) können andere Sichtweisen und Perspektiven eingenommen werden, die hilfreiches Erleben von Unterschieden erlauben, wodurch sich Lösungen ergeben. Veränderungen in einem System wirken sich dann auf alle Mitglieder aus.

Es kann jedoch nicht auf ein vorgegebenes Ziel hingearbeitet werden, sondern bestenfalls ein Anstoß für völlig ergebnisoffene, unvorhersehbare Prozesse gegeben werden.

Die Systemische Therapie arbeitet sowohl mit Familien, Paaren und Organisationen als auch mit Einzelpersonen.